Portsmouth, 10.10. - 31.10.2010
Von der Möglichkeit ein 3-wöchiges Praktikum in England zu machen, hörte ich zuerst in 2009 von meiner Englischlehrerin. Mit Hilfe eines EU-Stipendiums sowie einer Eigenbeteiligung von 300 € plus der eigenen Bezahlung von Hin- und Rückflug würde man 3 Wochen lang in einem englischen Betrieb lernen können. Außerdem war noch der Besuch einer Sprachschule vormittags in der ersten Woche enthalten.
Auf die Nachfrage hin, ob ich das Praktikum nicht eine Woche später antreten könnte, wurde mir sogar angeboten, dass ich das Praktikum in Portsmouth selber machen kann! Froh darüber, dass ich mit meiner Familie zusammen zu der Hochzeit und anschließend zu meiner Gastfamilie fahren konnte, nahm ich dieses Angebot natürlich an.
Leider ließ sich die Trägerorganisation Tellus, die das Praktikum organisieren sollte, sehr viel Zeit damit, mir die benötigten Kontaktinformationen zukommen zu lassen. Erst einen Tag vor der Abreise wurde mir mitgeteilt, wo den meine Praktikumsstelle sein soll. Die Adressen der Gastfamilie und der Sprachschule erhielt ich ca. eine Woche davor.
Die Hinreise und Ankunft am Sonntag in Portsmouth verlief dann problemlos. Portsmouth hat mit ca. 200.000 Einwohnern zwar eine ähnliche Bevölkerungsgröße wie Kassel, ist aber nicht einmal halb so groß. Einerseits ist Portsmouth dadurch zwar etwas gedrängt, andererseits konnte ich so überall bequem zu Fuß hin laufen.
In meiner Gastfamilie wurde ich sehr herzlich aufgenommen. Gastfreundschaft und überhaupt Freundlichkeit hat in England einen höheren Stellenwert als in Deutschland. Hilfsbereitschaft ist in England ebenfalls ganz normal. Natürlich gibt es wie überall Ausnahmen, aber das sollte niemanden davon abhalten auch ein Praktikum in England zu machen.
Bei meiner Gastfamilie bekam ich ein eigenes Zimmer und eine hervorragende Verpflegung. Leider hatte ich dort keinen Zugang zu Internet, konnte aber in der Sprachschule und in meinem Praktikumsbetrieb in das Internet.
Die Sprachschule begann am Montag nach der Anreise, zuerst gab es einige Tests um festzustellen in welchem der Sprachkurse ich am besten aufgehoben wäre. Der Kurs war mit 7 Teilnehmern sehr angenehm klein. Mit mir dort waren noch andere Sprachschüler, unter anderem aus Frankreich, Südkorea und Saudi-Arabien. Die Lehrerin kam aus Polen. Durch diesen kulturellen Mix ergaben sich oft tolle Gespräche, (natürlich auf Englisch).
Mein Praktikumsbetrieb, ein Computerladen, war nur einen Steinwurf von der Schule entfernt. In der ersten Woche war ich jeweils nachmittags nach der Sprachschule dort. In den beiden anderen Wochen war ich den ganzen Tag dort. Der Inhaber des Ladens sowie alle die dort arbeiteten waren sehr nett und hilfsbereit. Der Geschäftsführer nahm sich oft viel Zeit für mich um mir Sachen zu erklären, zu schauen ob ich zufrieden war oder um einfach nur ein Schwätzchen zu halten.
Meine Arbeiten im Praktikumsbetrieb waren stets vorher mit mir abgesprochen worden und es wurde geklärt, ob ich damit zufrieden sein würde. Meine Aufgaben waren unter anderem die Bearbeitung einer Access-Datenbank, der Kundenempfang, die Bearbeitung von Rechnungen und Lieferungen, Erstellung und Bearbeitung von Werbematerial sowie die Umgestaltung der Verkaufsräume.
Für die Freizeitgestaltung hatte ich mir vorher einen Stadtplan beschafft mit einigen darin beschriebenen Sehenswürdigkeiten. Es gab immer genug zu erkunden, leider konnte ich nicht alles anschauen, was ich mir vorgenommen hatte. Für das Nachtleben in England gibt es jede Menge Pubs und Konzerte. Ausgehtipps habe ich mir von den Einheimischen geholt.
Abschließend ist zu sagen, dass ich das Praktikum in England trotz dem holperigen Starts auf jeden Fall weiter empfehlen werde. Wenn man sich traut und den Schritt wagt und sich auf die geänderten Umstände einlässt, kann man sehr viel erleben.
Um Stadt und Leute kennenzulernen ist ein Praktikum meiner Meinung nach viel geeigneter als beispielsweise ein ganz normaler Urlaub mit der Familie. Man sieht zwar viel, kommt aber mit den Leuten kaum in Berührung. Im Alltag kann man eine andere Kultur ganz anders aufnehmen als wenn man von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit hetzt oder den Tag am Strand verbringt. Denn es sind nicht nur die offensichtlichen Unterschiede, die eine andere Kultur mit ausmachen, auch die kleinen Unterschiede zum eigenen Leben, und auch die Gemeinsamkeiten machen einen Auslandsaufenthalt spannend und ermöglichen eine Erweiterung des eigenen Horizonts und eine neue Sichtweise.