Ob das so richtig ist, haben die beiden Sozialassistentenklassen (Jahrgangstufe 11) bei den Besuchen in der JVA Kassel I erfahren können. Es ist nicht so einfach, einen Menschen zu beurteilen, seine Situation einschätzen zu können. Die Schülerinnen und Schülern erfahren vor Ort, wie die Lebensrealität von verurteilten Menschen aussieht, die eine Freiheitsstrafe verbüßen müssen. Nach einer intensiven unterrichtlichen Vorbereitung eröffnete sich die besondere Chance, eine Justizvollzugsanstalt besuchen zu können. Dies verdanken wir erneut dem Ltd. Regierungsdirektor Jörg-Uwe Meister, der uns eine entsprechende Genehmigung erteilte. In dieser Form „grünes Licht“ zu bekommen, ist ein Novum, das auch die beiden Klassen zu schätzen wissen und sie nachhaltig beeindruckt hat.
Einige Schülerberichte stehen exemplarisch für das Erlebte und sollen auch die Leser über die Aufgabenstellung informieren und zum Nachdenken anregen. „Was denke ich vor dem Besuch im Gefängnis? Was wird mich erwarten?“ Weiterhin charakterisieren die Schülerinnen und Schüler Gesprächssituationen, Räumlichkeiten und Gefühle, die sie intensiv bewegen und sie deshalb darstellen wollen. Abschließend geht es in den Texten darum, die eigene Position zur Thematik Schuld und Bestrafung nach dem Gefängnisbesuch darzulegen. Diese fällt oft ganz anders aus, als ursprünglich gedacht oder kann nicht beantwortet werden.
In meiner eigenen Wahrnehmung verlaufen die Gefängnisbesuche immer unterschiedlich! Und das, obwohl ich das Projekt seit vielen Jahren vorbereite, begleite und dabei meine Erfahrungen als ehrenamtliche Mitarbeiterin im Justizvollzug einbringe. Darin liegt der „Schlüssel“, um das Interesse bei den Schülergruppen zu wecken und für eine gesellschaftliche Verantwortung zu gewinnen. Die Offenheit der jungen Menschen erlebe ich dabei in verschiedenen Ausdrucksformen, aber stets in einer Ernsthaftigkeit. Dies ist auch zu lesen, wenn sie respektvoll von der Arbeit im Justizvollzug schreiben und nun eine Ahnung davon haben, was der Freiheitsverlust bedeutet. Der Umgang mit der eigenen Freiheit bekommt einen anderen Stellenwert.
Susanne Hold
Schülerin_I.pdf Schülerin_II.pdf Schülerin_III.pdf Schülerin_IV.pdf Schülerin_V.pdf