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Prag im Dezember. Das hört sich für eine Klassenfahrt gar nicht so schlecht an. Was konnten 39 SchülerInnen, eine Anleiterin aus der Berufspraxis, Dirk Schneider und ich erwarten:
Günstige Hotelpreise (wer fährt schon eine Woche vor Weihnachten auf Klassenfahrt?), Kälte und Schnee, Weihnachtsmärkte und Glühwein, geschmückte Stadt im Lichterglanz, neue Eindrücke und Erfahrungen, allein und in der Gruppe.
Bis auf Kälte und Schnee sind die Erwartungen alle erfüllt worden. Wir hatten stattdessen teilweise frühlingshafte Temperaturen und Sonnenschein.
„Agaria Tours“, mit denen ich nun schon zum vierten Mal eine Klassenfahrt in die Hauptstadt der Tschechischen Republik durchgeführt habe, hatten alles hervorragend organisiert. Von der Ansprechpartnerin vor Ort, die uns 24 Stunden, mit sehr guten Deutschkenntnissen zur Verfügung stand, über ein ordentliches Mittelklassehotel in der Nähe der Prager Altstadt (Halbpension), bis zu allen Eintrittspreisen und Straßenbahnkarten, war alles im Preis von 173.-€ enthalten. Dieser Preis schonte die Geldbörse, so dass so manches Weihnachtsgeschenk auch in der Prager Innenstadt noch besorgt werden konnte.

Ich hatte die SchülerInnen gebeten, ... 

... sich möglichst so zu verhalten, dass ich mich auf meiner letzten Klassenfahrt in meinem Berufsleben, nicht noch ärgern müsste. Das hat geklappt. Danke dafür an alle Beteiligten.
Das richtige Maß an gemeinsamen Veranstaltungen, die natürlich für alle Pflicht waren und individueller Freiheit, sich eine europäische Hauptstadt in Kleingruppen auch ohne Begleitung der Lehrer zu erschließen, lässt keinen Frust bei den SchülerInnen aufkommen, was zu einer positiven Gesamtstimmung beiträgt.
Ach ja, natürlich gab es auch Kultur und Geschichte: alle wissen jetzt, wer Wenzel von Böhmen war, welches Ereignis den 30jährigen Krieg auslöste, wie das slawische Epos von Alfons Mucha entstand und welche beeindruckenden Bilder er dazu malte.
In Theresienstadt haben wir uns mit den abscheulichen Machenschaften der Nazis beschäftigt und uns von der Prager Burg aus die deutsche Botschaft angeschaut, in der Hans-Dietrich Genscher am 30. September 1989, deutsche und europäische Geschichte geschrieben hat.

Diese 1 Woche verging wie im Flug. Es ist niemand ernsthaft krank geworden, es wurde kein gepanschter Wodka getrunken, keine Schülerin wurde nach Sibirien verschleppt, es gab keine polizeilichen Ermittlungen gegen uns, was massiv gelitten hat war die Nachtruhe, die holten wir dann auf der Heimfahrt mit dem Bus wenigstens teilweise nach.

Ob sich die Schülerinnen in 10 Jahren noch an die „ganz wichtigen“ Inhalte der Fächer Deutsch, Anthropologie, Erziehung oder Religion erinnern, wage ich zu bezweifeln. Sie werden aber bestimmt nicht die Klassenfahrt nach Prag vergessen und viele positive Erlebnisse noch nach Jahren austauschen, wenn sie sich mal wieder zu einem Abschlussjubiläum treffen.
Dafür lohnt sich der Aufwand, der für den Klassenlehrer ohne Zweifel anfällt und ein ganz klein bisschen bin ich auch traurig darüber, dass es meine letzte Klassenfahrt war.


Michael Störmer

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