Praktikum bei “Huisman Equipment BV“
Schiedam, 03.Juli 2017 – 28. Juli 2017
Im Folgenden berichte ich über meine Eindrücke und Erfahrungen während meines Praktikums in Schiedam, Südholland nahe der Studentenstadt Rotterdam. Als ich mich dazu entschied, die Chance des Erasmus Plus geförderten Praktikums zu nutzen und mehrere Wochen im Ausland verbringen zu wollen, musste natürlich erst einmal ein geeigneter Praktikumsplatz her. Schnell war mir klar, dass ich dieses Praktikum am liebsten bei einem Kunden meines Ausbildungsbetriebes Siebenhaar Antriebstechnik GmbH machen wollen würde, da ich mit diesen zuvor schon viel Kontakt hatte. Letztendlich hat es bei Huisman Equipment BV gekappt, welches ein weltweit operierendes Unternehmen mit langjähriger Erfahrung in der Konstruktion und Herstellung von schweren Baumaschinen ist. Die Produktpalette lässt sich in sechs Hauptkategorien unterteilen: Krane, Pipelay Equipment, Bohrgeräte, Winden, Schiffdesigns und Spezialanfertigungen. Weitere Standorte befinden sowohl in China (Zhangzhou), Brasilien (Navegantes) und Tschechien (Sviadnov) als auch in Norwegen, Australien, Singapur und in den USA.
Nun galt es jegliche Vorbereitungen für meinen Aufenthalt zu treffen. Meine Unterkunft fand ich relativ schnell und ohne großen Aufwand über die Plattform „Airbnb“. Das Buchen und Bezahlen lief problemlos ab und war um einiges günstiger als in einem der nahe gelegenen Hotels. Somit hatte ich ein kleines, gemütliches Zimmer inklusive einem Balkon und einem Bad, ganz für mich allein. An sich sind die Wohnungen/Häuser eh etwas kleiner, „kuscheliger“ und auch viel teurer als in Deutschland. Große Gärten sind ebenso rar. Mein Zimmer war jedenfalls genauso wie in der Internetanzeige beschrieben und sehr sauber und gepflegt. Die Küche und das Wohnzimmer teilte ich mir mit dem deutschen Vermieter-Pärchen Markus und Katia, welches beruflich in Holland unterwegs ist und nun schon seit zwei Jahren in Schiedam lebt. Airbnb kann ich wirklich jeden weiterempfehlen, der aufgeschlossen und dazu bereit ist, mit fremden Leuten zusammenzuleben. Ich hatte sehr viel Glück mit meiner Wohnung, da diese nur 6-7 Minuten von meiner Arbeit entfernt lag und ich freundlicherweise das Fahrrad meiner Vermieter nutzen konnte – typisch Holländisch. An die Straßenverkehrsregeln muss man sich erst gewöhnen, da Fahrräder und Roller eine extra Fahrbahn neben der eigentlichen Straße haben und das Überqueren von Straßen manchmal echt ein Abenteuer ist. Aber man passt sich ja an. Geldabheben ist mit einer Visa oder Kredit Karte kein Problem und an jedem Geldautomaten möglich. Tanken allerdings sollte man nur an Tankstellen, an denen man auch bar zahlen kann. Es besteht nämlich auch die Möglichkeit direkt an der Tanksäule zu zahlen, doch da sind sehr oft nur Niederländische EC-Karten akzeptiert, was dann zu einem kleinen Problem werden kann.
Ich reiste also am Samstag, den 01.07.2017, in Schiedam an und konnte die ersten zwei Tage ganz gemütlich die Umgebung mit den unzähligen Kanälen und Grachten erkunden und meine Vermieter bei einem gemeinsamen Frühstück besser kennen lernen. Meinen ersten Arbeitstag, den 03.07.2017, begann ich um 08:00 Uhr am Huisman Security-Check. Nachdem ich einen Sicherheits-Film anschaute, erhielt ich einen elektronischen Ausweis um auf das Firmengelände zu gelangen und um damit meine täglichen Arbeitszeiten festzuhalten. Am Empfang erwartete man schon eine Schülerin aus Deutschland und nach ein paar Minuten wurde ich von Emiel, einem meiner neuen Kollegen, abgeholt. Emiel sitzt, so wie ich es später auch sollte, ebenfalls im Einkauf und stand mir die gesamten vier Wochen mit Rat und Tat zur Seite. Falls ich Fragen oder ähnliches hatte, konnte ich mich ohne zu zögern jederzeit an ihn wenden. Nachdem wir uns also den gesamten Gebäudekomplex angeschaut hatten ging es für mich in den Einkauf - Mein Einsatzgebiet für die nächsten Wochen. Die Arbeitssprache war (meistens) Englisch und ich fand sehr schnell zurück zu meinen Englischkenntnissen. Davon mal abgesehen, wollte ich ja eigentlich auch ein wenig Niederländisch lernen, doch dazu später mehr ;)
Meine Aufgabe war es hauptsächlich meine Kollegen bezüglich Bestellungen, Anfragen, Auftragsbestätigungen und Frachtfragen zu unterstützen. Den ersten Tag nutzte ich, um mich in das neue ERP-System einzufinden und um mir zumindest ein Viertel der neuen Namen einzuprägen. Auch die weiteren Tage waren für mich sehr spannend und aufregend, da ich mich so langsam mit den neuen Aufgaben vertraut machte und zudem mehr und mehr Aufgaben dazu kamen. So übernahm ich bereits in der ersten Woche einige Vorgänge von einem Kollegen, da dieser ein paar Tage wegfuhr und allgemein sowieso gerade die Urlaubszeit angebrochen war. Zwischendurch erhielt ich natürlich auch von anderen Kollegen immer wieder neue Arbeit, wie das Erstellen von Sendungen via FMS (Freight Management System), das Anfragen und Einpflegen neuer Preise und das Aktualisieren und Bestellungs- und Lieferterminänderungen. Auf diese Weise verging meine 40-Stunden-Woche wie im Flug. Jeden Freitag gingen wir in der Mittagspause zusammen essen und liehen uns dazu ein paar hauseigene Fahrräder aus. Im Laufe der vier Wochen durfte ich des Weiteren auch einen Einblick in die anderen Abteilungen gewinnen um auf diese Weise ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge zu kriegen. Hierzu war ich in der ersten Woche zum Beispiel in der Arbeitsvorbereitung. In der zweiten Woche ging es zwei Mal einen halben Tag ins Lager, was ich besonders spannend fand. Ich lernte, wie die eingehende Ware kontrolliert und eingelagert wird und wie fertiggestellte Teile für den Transport vorbereitet werden. Wenn man durch die Fertigungshallen läuft fühlt man sich neben den großen Schiffteilen wie eine Ameise. Sicherheit hat von daher höchstes Gebot. Huisman hat im Übrigen eine der größten Hallen (80 m hoch), dessen Front sich vollständig öffnen lässt. In der vorletzten Woche machte ich einen kleinen Abstecher in die Logistikabteilung, die sämtliche In- und Export-Frachten regelt und diese Informationen an das Lager weiterleitet. An einem Tag hatte ich das Glück, den sogenannten HIT-Tower (Huisman Innovation Tower) besichtigen zu dürfen, der allerdings mit seinen 90 Metern nur was für Schwindelfreie ist.
Meine Freizeit verbrachte ich unter der Woche vor allem damit Rotterdam zu erkunden – die Geschäfte haben übrigens auch am Sonntag geöffnet – und außerdem ein paar neue Sportarten für mich zu entdecken. Meine Office-Kollegen luden mich gleich am ersten Arbeitstag dazu ein, mit Ihnen am Freitag Surfen zu gehen und ich lehnte natürlich nicht ab. Nachdem der erste Surfing-Versuch ziemlich gut klappte, gingen wir seitdem ein bis zweimal in der Woche surfen und es machte unglaublich viel Spaß – und Muskelkater! Der Strand „Hoek van Holland“ ist ca. 20 Minuten von Schiedam entfernt und sollte man unbedingt besucht haben, wenn man in der Nähe von Rotterdam ist. Neben dem Surfen unternahm ich noch einen sehr schönen Ausritt am Strand, nachdem ich mich in einem der vielen Reitställe vorstellte und ging mit zum Boxen. Einer meiner Kollegen ist der Trainer und ging nicht zimperlich mit uns um, was mein Körper mich am nächsten Tag auch spüren ließ.
Alles in allem kann ich nur sagen, dass ich mir für die vier Wochen keine besseren Kollegen hätte vorstellen können. Wenn man was das betrifft so ein Glück hat wie ich, geht ein Monat manchmal schneller rum als einem lieb ist. Ich hab mich sehr darüber gefreut, dass meine Kollegen auch am Wochenende etwas mit mir und meinen angereisten Freunden unternahmen. An einem Samstag zog es uns nach Amsterdam, das ca. 45-60 Minuten mit Zug oder Auto entfernt ist. Ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass ich am Wochenende nicht genug zu tun hatte, auch wenn ich ein Wochenende ohne Besuch aus Deutschland auskommen musste.
In Rotterdam, wo man von meiner Wohnung aus problemlos mit Fahrrad, Bahn oder Bus hinkommen konnte, gibt es einiges zu sehen. Neben der bekannten „Erasmus-Brug“, dem „Euromast“ und der bekannten „Markthal“ ist es auch interessant einfach mal durch die „Witte de Withstraat“ zu laufen, in der man in einigen Bars sehr gut was trinken oder essen kann. Mit dem Auto nach Rotterdam zu reisen ist allerdings keine gute Idee, da das Parken nahe der Innenstadt unglaublich teuer ist und man andernfalls einen weiten Weg zu Fuß zurücklegen muss, falls man am Stadtrand auf einem der Park-and-drive-Parkplätze parken will. Die Stadt ist, wie ich finde, super sauber und belebt und hat jedem Besucher etwas zu bieten. Sogar meine Eltern nutzten die Chance um ein wenig Urlaub in Schiedam zu machen. Wir machten eine gemeinsame Sightseeing-Tour durch Rotterdam und konnten aufgrund des guten Wetters mit unseren Hunden zwei Mal den Strand besuchen. Es gibt einige sehr gute Restaurants in Schiedam, doch wenn man gegebenenfalls danach noch weggehen will, würde ich Rotterdam empfehlen.
An meinen freien Tagen unter der Woche war ich selbstverständlich auch fleißig und lernte über den Erasmus-OLS-Tool (Online Linguistic Support) Niederländisch. Ich entschied mich dazu, Niederländisch anstatt Englisch zu wählen, da ich gerne eine neue Sprache lernen wollte. Es fiel mir nicht so leicht wie gedacht, obwohl man ja zugegebenermaßen auch als Deutschsprachiger sehr viel dieser Sprache versteht, aber genau das war Problem: Man ist immer in der Versuchung die deutschen Wörter zu benutzen, da diese sich so ähneln. Meinen Kollegen erging es aber mit der deutschen Sprache ganz genauso und wir hatten eine Menge Spaß damit uns gegenseitig auszulachen. Das OLS-Programm an sich finde ich sehr gelungen und es hilft einem, zumindest die Grundkenntnisse einer neuen Sprache zu verinnerlichen.
Als Fazit lässt sich für mich sagen, dass ich ein Auslandspraktikum jederzeit wieder machen würde und ich es an keinem Tag bereut habe. Aus diesen Gründen plane ich einen weiteren Aufenthalt in Schweden oder Norwegen nächstes Jahr nach dem Abschluss meiner Ausbildung. Ich denke, dass es für jeden eine hilfreiche Erfahrung ist, vor allem auch für das weitere Berufsleben. Neben anderen Kulturen lernt man eine Menge neuer Leute kennen und erhält einen guten Einblick in die Arbeitsweise anderer Betriebe und deren Führungsstil. Also scheut euch nicht und probiert es aus. Es muss ja nicht gleich für einen Monat sein.
Viel Spaß und viele neue Erfahrungen!
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