Uns sind vielleicht allen noch die furchtbaren Bilder der Flut im Ahrtal vom Juli 2021 präsent, bei der viele Menschen ihr Leben verloren haben, die Infrastruktur vollkommen zusammengebrochen war und ganze Landstriche verwüstet wurden.
In diesen Sommerferienwochen haben insbesondere die vielen freiwilligen und ehrenamtlichen Einsatzkräfte eine unglaubliche Kraftanstrengung vollbracht, um der Lage wieder Herr zu werden. Unser Kollege Frank Rohrberg ist für sein hohes ehrenamtliches Engagement beim Technisches Hilfswerk bekannt und hat in diesen Sommerferienwochen ebenfalls seine Freizeit investiert und vor Ort Hilfe geleistet.
Dafür hat er nun im Namen der Bundesrepublik Deutschland vom zuständigen Bundesministerium eine Auszeichnung - ich zitiere - "Dank und Anerkennung für besonders aufopferungsvolle Hilfe bei der Rettung von Menschenleben, Abwehr von Gefahren und der Beseitigung von Schäden anlässlich der Hochwasserereignisse" erhalten. Neben einer Urkunde wurde ihm dazu die "Einsatzmedaille Fluthilfe 2021" verliehen.
Wir haben die Gelegenheit genutzt und mit Frank Rohrberg über seine Erlebnisse in dieser Zeit, aber auch über die Auswirkungen des Ehrenamtes auf den Schulalltag gesprochen.
Kannst du dich an die Stunden zurückerinnern, als klar wurde, dass du mit deinen Kameradinnen und Kameraden ins Ahrtal gerufen wirst?
Ja, sehr gut sogar! Ich habe zunächst gar nicht damit gerechnet, dass wir ausrücken müssen. Doch dann ging alles plötzlich schnell: Alle sollten in den Ortsverband kommen und die Fahrzeuge wurden mit der Ausrüstung beladen, die Boote angekuppelt. Danach hieß es noch einmal nach Hause fahren und die persönliche Ausrüstung packen. An dem Tag war ein wahnsinniger Verkehr in der Stadt, so dass ich extrem lang für Hin- und Rückweg brauchte. Meine Klamotten hatte ich allerdings schnell gepackt: 20 Minuten haben auch noch für eine Dusche gereicht. Das Gefühl, als Teil einer ganzen Kolonne dann vom Hof zu rollen, würde ich als eine Mischung aus positiver Aufregung und mulmigem Gefühl beschreiben, schließlich weiß man ja nicht, was einen erwartet.
Welche Eindrücke vor Ort sind dir besonders in Erinnerung geblieben, schließlich sind ja nun einige Monate seit diesem Einsatz vergangen?
Zuerst waren wir in einem Ort an der Sauer eingesetzt, das liegt an der luxemburgischen Grenze. Die ersten Eindrücke werden mir sicher für immer in Erinnerung bleiben: In einem Baumwipfel hing ein Wohnwagen, eine Wiese war völlig übersät mit Hausrat. Insgesamt ist die massive Zerstörung im Ahrtal sehr beeindruckend gewesen. Insbesondere nach Einbruch der Dunkelheit durch die zerstörten Straßen mit den dunklen, fensterlosen Häusern zu fahren, war etwas unheimlich.
Die Dankbarkeit der Betroffenen ist aber eine der schönsten Erinnerungen. Für viele war schon unsere bloße Anwesenheit ein Garant dafür, dass es irgendwie weitergehen wird und dass sie nicht allein gelassen werden. Während meines dritten Einsatzes, bei dem wir viele hundert Meter behelfsmäßiger Geländer errichtet haben, haben wir anschließend noch aus dem Restholz ein Bushaltestellen-Häuschen für die Schulkinder gebaut. Ein Junge hat sogar noch beim Bau des Häuschens geholfen. Geländer und Bus-Häuschen stehen heute noch und werden genutzt.
Welche Elemente deiner Arbeit stehen in direktem Bezug zu deinem schulischen Alltag? Gibt es Anknüpfungspunkte?
Als Gruppenführer der Fachgruppe „Notversorgung und -instandsetzung“ bin ich unter anderem verantwortlich für die Führung und Ausbildung meiner Gruppe. Zu den Aufgaben der Gruppe gehören auch viele logistische Anteile, z.B. die Ladungssicherung, das Bedienen von Flurförderzeugen und Fahren von LKW oder der Transport von Gefahrgut – hier gibt es besonders viele Anknüpfungspunkte, insbesondere im Bereich der Logistik-Berufe.
Nun bist du mit deiner Funktion beim THW durchaus Vorbild für die jungen Menschen an unserer Schule. Warum ist die ehrenamtliche Arbeit für dich so wichtig und warum könnte das für unsere Schülerinnen und Schüler auch ein lohnenswerter Weg sein?
Das „T“ und das „H“ in THW können auch für Technikbegeisterung und Hilfsbereitschaft stehen. Für mich ist es genau das Richtige, wenn ich mit Technik etwas Gutes tun kann, es macht mir einfach großen Spaß und ist gleichzeitig Ergänzung und Ausgleich zu meinem Berufsalltag. Nun ist das sicher nicht für jeden etwas, aber insbesondere auch die vielen anderen Blaulicht-Organisationen freuen sich immer über neue, motivierte Mitglieder. Deshalb kann ich jedem, der sich dafür interessiert, nur raten: Am besten einfach Kontakt aufnehmen und sich das Ganze anschauen! Man bekommt dann die Möglichkeit, Gleichgesinnte kennenzulernen und an interessanten Ausbildungen teilzunehmen – und das meist auch noch kostenneutral. Das gute Gefühl, gemeinsam mit den Kameradinnen und Kameraden jemandem geholfen zu haben, entschädigt später für alle Mühen und die Zeit, die man in Ausbildung und Übung investiert hat.
Lieber Frank, vielen Dank für dieses Interview und deine wertvolle Arbeit beim THW.
Text: Sandra Richter und Julia Vialon
Fotos: Frank Rohrberg und Julia Vialon