Die Erinnerung an die Vergangenheit zu bewahren und aus ihr zu lernen, ist für eine bessere Zukunft entscheidend. Genau daher hat Volkswagen das Projekt Gedenkstättenarbeit ins Leben gerufen. Auszubildende und Duale Studenten haben die Möglichkeit bei der Erhaltung der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau mitzuwirken.
Dieses Engagement steht für mehr als bloß Denkmalpflege - auch die Vermittlung wichtiger Werte wie Verantwortung und Menschlichkeit findet dabei ihren Platz. Es ist eine Chance, die Geschichte hautnah zu erleben und zu verstehen, warum wir niemals vergessen dürfen, was damals passiert ist.
Das Projekt und meine Rolle
Als Auszubildende bei der Volkswagen AG durfte ich, Melody Jensch, an diesem außergewöhnlichen Projekt teilnehmen. Es bietet uns die Möglichkeit, uns intensiv mit der Geschichte des Holocausts auseinanderzusetzen und uns persönlich weiterzuentwickeln.
Das Projekt von Volkswagen wird in enger Kooperation mit der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau sowie dem Internationalen Auschwitz Komitee durchgeführt. Ziel ist es, die Erinnerungsarbeit zu unterstützen, indem wir uns um die Pflege dieses historisch bedeutsamen Ortes kümmern. In Auschwitz geht es jedoch nicht nur darum, alte Gebäude zu erhalten – es geht darum, die Erinnerungen an die Menschen wachzuhalten, die dort gelitten haben, von ihren Familien getrennt wurden und deren Zukunft zerstört wurde. Die Geschichten der Opfer zu kennen, macht dieses Projekt zu einer tiefgreifenden und bewegenden Erfahrung.

Gemeinsam mit ausgewählten Azubis reisten wir mit dem Vizepräsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, und der Projektleiterin seitens Volkswagen, Ines Doberanzke, in die Stadt Oświęcim in Polen, die in Deutschland vor allem unter dem Namen Auschwitz bekannt ist. Vor Ort trafen wir eine Gruppe polnischer Jugendlicher aus einer Schule in Bielsko-Biała, der Partnerstadt von Wolfsburg.
Wir arbeiteten direkt in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und kümmerten wir uns um die Erhaltung dieser. Unsere Aufgaben waren beispielsweise das Reinigen von Ziegeln der Baracken oder die Konservierung von Schuhen der Kinder-Opfer.


Erfahrungen vor Ort
Vor Ort erhielten wir Führungen durch das Stammlager Auschwitz I, das vom großen Torbogen mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ geprägt ist, sowie durch das Vernichtungslager Birkenau. Während des Holocausts, dem planmäßigen Massenmord an Juden durch die Nationalsozialisten, wurden in den Lagern von Auschwitz-Birkenau von 1940 bis 1945 rund 1,1 Millionen Menschen ermordet.

Es ist schwer, die Eindrücke zusammenzufassen. Die Geschichten der Gefangenen - von einer Mutter, die ihre Kinder verlor; von einem Jungen, dessen Bruder erschossen wurde oder von einem Mädchen, dessen lange Haare abrasiert wurden - Geschichten von Menschen wie du und ich. Dieses Leid kann man nicht zusammenfassen, es darf niemals vergessen werden!
Besonders bedrückend waren die stillen Momente während der Arbeit in Auschwitz. Die persönlichen Geschichten der Menschen, die dort litten, berührten mich zutiefst. Christoph Heubner erzählte uns von einem Fluchtversuch dreier Gefangener, darunter ein Junge. Sie wurden gefasst und auf dem Appellplatz vor dem Tor „Arbeit macht frei“ hingerichtet. An einer Eisenstange legte man ihnen einen Strick um den Hals, und die NS-Soldaten traten ihnen die Beine weg. Der Junge war zu leicht, sodass der Prozess wiederholt werden musste. Die anderen Gefangenen mussten hilflos zusehen, in ständiger Angst, die nächsten zu sein. Die letzten Worte des kleinen, zu leichten Jungens waren „Mama“.

Der Anblick der erhaltenen Gebäude und Gegenstände führte uns die Grausamkeit des Holocausts unmittelbar vor Augen. In den Gaskammern waren noch immer die verzweifelten Kratz-Spuren der Opfer an den Wänden zu sehen. Die Selektionen liefen nach dem Motto „Frauen und Kinder zuerst“. Das Gas stieg von unten nach oben, sodass Mütter ihre Kinder verzweifelt nach oben hielten, um ihnen die letzten Atemzüge zu ermöglichen – vergeblich.

Neben Birkenau erstreckt sich eine idyllische Landschaft. Es war Sommer, die Vögel zwitscherten, seltene Pflanzen und Blumen blühten und die Blätter der Bäume wehten sanft im Wind. Doch mitten in dieser friedlichen Umgebung steht die Ruine einer Gaskammer, in der den Menschen versprochen wurde, sie könnten eine Dusche nehmen. Ihre Asche wurde anschließend durch die Schornsteine in die Umgebung verstreut. Paradox.

Ein Teil dieser Asche sammelt sich bis heute im „Teich der Asche“. Dort legten wir Rosen nieder. Wenn man mit einem Stock in das Wasser sticht, wirbelt man noch immer Asche auf. Wir schwiegen. In Gedanken an die unzähligen Menschen, deren Identität und Träume ausgelöscht wurden.

Eine Botschaft für die Zukunft
Die Gedenkstättenarbeit in Auschwitz ist mehr als nur eine Erinnerung an die Vergangenheit. Für mich ist klar: Unsere Arbeit in Auschwitz ist nicht nur ein Projekt. Sie ist eine Erinnerung daran, dass wir Verantwortung tragen – für uns und für andere. Wir dürfen nicht zulassen, dass so etwas wie der Holocaust jemals wieder passiert. Und es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.
Dieses Projekt hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Menschlichkeit, Respekt und Toleranz zu leben. Es ist ein Erlebnis, das man nie vergisst.
Und genau darum geht es:
Nicht vergessen – und dafür sorgen, dass die Welt ein besserer Ort wird.
Vielen Dank an Melody Jensch (11 FLL A) für den bewegenden Beitrag und diese Fotos!